Neu: Lebertumore werden im Diako „verkocht“

11. April 2018

Kassel, 06.04.2018 - Für Patienten mit Leberkrebs gibt es jetzt neue Hoffnung. Denn unabhängig von der Frage, ob es sich um lebereigene Tumore oder Metastasen in der Leber handelt, bieten die AGAPLESION DIAKONIE KLINIKEN KASSEL (DKK) ein in Nordhessen einzigartiges Behandlungsverfahren.

„Als Alternative oder Ergänzung zur Operation wird bei uns die radiologische Therapie der Leber durchgeführt“, erklärt Prof. Dr. med. H. Bernd Reith, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie der DKK. Mehr als 100 Eingriffe sind bereits seit Einführung der neuen Therapie im Diako erfolgt. Hierbei kommt es in erster Linie zur Zerstörung von Tumoren mit Hilfe von Radiowellen, medizinisch Radiofrequenzablation genannt.
Zudem nutzen die AGAPLESION DIAKONIE KLINIKEN KASSEL seit diesem Jahr die Mikro-wellenablation (MWA). Dabei wird unter Ultraschall- oder CT-Kontrolle eine Sonde direkt in den Tumor eingeführt. Durch diese Sonde werden Radiofrequenzwellen eingebracht, um das Tumorgewebe auf 60 bis 100 Grad zu erhitzen. Tumorareale können mit dieser Methode sprichwörtlich „verkocht“ werden, sagt Prof. Reith. Neben der Radiofrequenz-Ablation (RFA) hat sich die Mikrowellenablation (MWA) als lokal-ablatives Verfahren eta-blieren können.
Es kommt dabei zur lokalen Zerstörung von Tumoren oder Metastasen mittels Hitze. Die zwei Methoden können in unterschiedlichen Organen angewandt werden wie beispielsweise in Leber, Niere oder Lunge.
Beide Verfahren erfolgen minimal-invasiv. Der Eingriff wird unter Betäubung und Schmerzausschaltung oder Vollnarkose durchgeführt. Die eigentliche Dauer des Eingriffs beträgt je nach Größe und Zahl der behandelten Tumore zwischen zehn und 15 Minuten.

Eine weitere Möglichkeit ist die Einbringung von Gefäßverschluss-partikeln in den Lebertumor, die sogenannte TACE-Methode. „Dabei wird durch die Schlagader ein Katheter eingeführt, um Tumorgefäße zu verschließen und so auszuhungern, da sie nicht mehr mit Blut versorgt werden“, erklärt Dr. med. Mohammed Al-Toki (Foto links), Chefarzt der Radiologie der DKK und Experte für interventionelle Verfahren.
Dies kann mit und ohne begleitende lokale Chemotherapie erfolgen. Bei der Chemoembolisation wird unter örtlicher Betäubung ein Chemotherapeutikum direkt in die tumorzuführenden Gefäße eingebracht. Diese Gefäße werden gleichzeitig mit dem Embolisat verschlossen.
„Man kann alle Methoden miteinander kombinieren um Tumorfreiheit zu erreichen“, erklärt Prof. Reith. Dazu wird ein individuelles Konzept erstellt, welches z.B. zunächst eine Vorbehandlung der Leber mit Veränderung der Blutversorgung umfasst, dann kann eine funktionserhaltende Operation erfolgen. Noch verbleibende Tumore können anschließend in einer weiteren Sitzung etwa per Verödung durch Radiowellen behandelt werden, erklärt Chefarzt Dr. Al-Toki.
Besonders interessant ist, dass so auch schlecht von außen zu treffenden Metastasen behandelt werden können. „Dabei wird per Video-Endoskop eine direkte visuelle Kontrolle der Verödung vorgenommen, um die sichere Verödung ohne Schädigung von Nachbarorganen zu gewährleistet“, erklärt Prof. Reith.
Die Entscheidung über das optimale Vorgehen im Einzelfall benötigt eine ausgewiesene Expertise im Bereich der Leber- und Gallen-Chirurgie. Dementsprechend wird z.B. in der Fachgesellschafts-Leitlinie zur Behandlung des Dickdarmkarzinoms gefordert, dass die Ent-fernbarkeit von Metastasen durch einen in der Metastasen-Chirurgie erfahrenen Chirurgen beurteilt wird.
„Leider wird in der Realität jedoch nur ein kleiner Teil der Patienten mit Lebermetastasen einem Leber- oder Gallenwegs-Chirurgen oder in einem interdisziplinären Tumorboard vor-gestellt“, betont Prof. Reith. Ohne Einbindung eines Chirurgen in die Therapieentscheidung können vor allem ausgedehnte und/ oder in beiden Leberlappen vorkommende Leberme-tastasen irrtümlich für nicht entfernbar gehalten werden. „Dem Patienten würde in solchem Fall eine kurative Therapieoption vorenthalten“, sagt Prof. Reith.
„Bei den operativen Möglichkeiten steht die Entfernung aller Tumore unter größtmöglicher Schonung des Lebergewebes im Vordergrund“, so Prof. Reith. „Alle Eingriffe werden bei uns mittels speziellem technischen Equipment zur größtmöglichen Kontrolle des Gewebes durchgeführt, dabei wird besonders die Gewebeversiegelung und Verklebung eingesetzt.“
Durch moderne Operationstechniken und eine verbesserte Zusammenarbeit verschiedener Spezialisten sind die Ergebnisse der Behandlung so gut geworden, dass eine Heilung angestrebt werden kann. Die AGAPLESION DIAKONIE KLINIKEN KASSEL verfügen über ein Team von Spezialisten mit großer Erfahrung in der Behandlung von Lebertumoren. Die interdisziplinäre Absprache ist dazu eine wichtige Voraussetzung. Hier sind Chirurg, Radiologe und Onkologe eng mit dem individuellen Vorgehen eingebunden. Zur optimalen Versorgung der Patienten im Diako.

KONTAKT:
Prof. Dr. med. Bernd Reith
Chefarzt Klinik Allgemein- und Viszeralchirurgie
AGAPLESION DIAKONIE KLINIKEN KASSEL
Herkulesstraße 34 I 34119 Kassel
T (0561) 1002 - 1810
allgemeinchirurgie@diako-kassel.de

Bild:  Prof. Hans Bernd Reith